(-) Pro
Professor Calvin Coffey und sein Forscherteam sind der Überzeugung, dass die anatomische Struktur ausschlaggebend ist, um das Gekröse als Organ klassifizieren zu können. Früher ging die Wissenschaft davon aus, dass das Gekröse lediglich auf Aufhängeband für die inneren Organe dient und sonst keinerlei Funktion hat. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass das Gekröse an einigen Stellen von der Leibeswand losgelöst ist, was der eigentlichen Bestimmung als Haltevorrichtung widerspricht. Diese Erkenntnis sei ein Beweis dafür, so Professor Coffey, dass das Gekröse ein Organ sein muss: Nämlich ein eigenständiger Teil des Körpers, der nicht anderen Körperteilen als Halterung dient, sondern der über ein eigene Funktion verfügt und gegebenenfalls sogar ein Untersystem steuert. Darüber hinaus besteht das Gekröse nicht – wie bisher angenommen – aus vielen einzelnen Teilen, sondern aus einer durchgängigen Struktur, die darüber hinaus über spezifische Immunzellen verfügt. Die Ausbildung eigener Zellen und eine homogene Struktur sind weiter Kennzeichen für die allgemeine Klassifikation eines Organs.
(-) Kontra
Einer der vermutlich lautstärksten Kritiker des aktuellen Hypes ist der deutsche Professor Stefan Schreiber, der dem Universitätsklinikum in Schleswig-Holstein angehört. Professor Schreiber würdigt in seinen Interviews zwar den wissenschaftlichen Einsatz seiner irischen Kollegen, kommt jedoch zu einem völlig anderen Schluss. Seiner Auffassung nach erfüllt das Gekröse nicht die Definition eines Organs, da es nicht aus dem Körper herausgetrennt und – ähnlich wie Leber oder Herz – transplantiert werden kann. Das Gekröse muss, um funktionstüchtig zu bleiben, mit seiner ursprünglichen Basis im Körperinneren verwachsen sein. Aus diesem Grund, so Professor Schreiber, sei das Gekröse nicht als eigenständiges Organ anzusehen.
Nichtsdestoweniger betont auch Professor Schreiber die wissenschaftliche Bedeutung des Gekröses. Seiner Ansicht nach ist der Fokus, den die irischen Kollegen auf das Gekröse legen, „hochwichtig“. Das Gekröse sei, so Schreiber weiter, in der vergangenen und gegenwärtigen Medizin stets „unterrepräsentiert“ gewesen; als Indikator für Herz-Kreislauf-Erkrankungen könne das Gekröse wertvolle Ansatzpunkte liefern, um einen frühen Therapiebeginn zu sichern.
(-) Conclusio
Es ist – wie bei den meisten wissenschaftlichen Streitthemen – eine Frage der Auslegung, welchem Standpunkt man eher zugeneigt ist. Beide Argumente sind stichhaltig und haben ihre Berechtigung; die Frage, ob das Gekröse nun tatsächlich als Organ zu sehen ist, wird sich vermutlich nicht so einfach klären lassen und die Fachwelt noch für einige Zeit beschäftigen.